Tavola rasa.
Ein Projekt von Esther-Marie Kröger, Lisa Verena Pape und Kerstin Reilemann | Juni 2025 | Kunstraum FALTE Im Rahmen von INS BLAUE
Die Frage, wie wir Einfluss nehmen auf unsere Umgebung, wie wir die Dinge prägen und sie uns, wie Gemeinschaft entsteht. Im Spannungsfeld zwischen Gestaltung, Genuss und Nachhaltigkeit wird ein Tisch für ein Wochenende zur Bühne und Kommunikationsplattform für kreatives Gestalter:innen und Food-Spezialist:innen.
Ta|vo|la – ital. „der Tisch“ Der Tisch als elementarer Ort des Zusammenkommens, des Aushandelns, des In-Beziehung Gehens. Eben noch Mittelpunkt einer lebendigen Szenerie, jetzt ein Stillleben, das von den Menschen und ihrem Handeln erzählt. Ta |bu |la |ra |sa – lat. „unbeschriebenes Blatt“ Das Tabula-rasa-Konzept geht auf den engl. Philosophen John Locke (1632–1704) zurück, wonach der Mensch bezüglich seiner Eigenschaften, Verhaltensweisen, Wertvorstellungen u.a. als „unbeschriebenes Blatt“ zur Welt kommt und erst durch seine Sozialisation in jede Richtung formbar und beeinflussbar sei.
Lena-Marie Lange hat wunderschöne Keramiken, wie Teller, Becher und Servierplatten für unseren Tisch mitgebracht. Mit einem feinen Gespür für Material und Form fertigt sie in ihrem Hamburger Atelier sowohl an der Töpferscheibe als auch von Hand aufgebaute Objekte aus Steinzeug. Ihre Arbeiten zeichnen sich durch ein klares, zeitloses Design und die natürliche Färbung und Haptik des Tons aus. Nachhaltigkeit ist dabei ein zentraler Aspekt: Produziert wird nur in kleinen Serien und im gesamten Arbeitsprozess achtet sie darauf, möglichst wenig Abfall zu hinterlassen. Ton- und Glasurreste werden aufgefangen und wiederverwendet, verpackt wird ausschließlich plastikfrei oder mit wiederverwendetem Material.
Lisa Verena Pape ist Giersch & Gundermann. Sie hat ihren Blumengarten kurzerhand auf unseren Tisch verpflanzt! Die Blumen von G&G wachsen ohne chemische Dünger und Pestizide. Sie werden von Hand ausgesät und entwickeln sich bis zur Blüte im sandigen Boden der Lüneburger Heide. Bei der Aufzucht und der Verarbeitung zu Sträußen und Gestecken werden nach den Prinzipien der „Slowflower Bewegung“ nachhaltige Materialien verwendet, Ressourcen eingespart und wo immer es geht auf Plastik, Einwegverpackungen und Transportwege verzichtet. Blumen von Giersch & Gundermann werden im Raum Hannover auf Bestellung ausgeliefert.
Wiederverwertbares für unseren Tisch zusammenzutragen, war uns besonders wichtig. Tischplatte, Hocker, Geschirr, Gläser, Besteck - alles aus 2. Hand und von Esther mitgebracht. Esther-Marie Kröger beschäftigt sich in ihren freien Projekten mit den sozialen, ökonomischen und ökologischen Dimensionen der Nachhaltigkeit. In ihren Bauprojekten und privat stellt sie sich die Frage, wie sich Material und Dinge im Kreislauf halten lassen und ist begeisterte Kundin von Bauteilbörsen und Flohmärkten. In ihrer Lehre an der Hochschule Hannover bringt sie im internationalen Kurs „Flax from Scratch“ Materialkreisläufe mit ihrer Begeisterung für das Gärtnern zusammen.
Wir haben uns sehr gefreut, dass das Restaurant Rüpel uns mit kulinarisch Eingemachtem unterstützt hat. Die Küche vom Restaurant Rüpel in Hannover basiert vollständig auf pflanzlichen Zutaten und folgt einem konsequent veganen Konzept – kompromisslos in Qualität, Herkunft und Haltung. Verarbeitet wird, was in der Region wächst, oft aus regenerativer Landwirtschaft oder aus eigener Ernte. Wildkräuter, Hülsenfrüchte, alte Gemüsesorten und fermentierte Komponenten stehen im Mittelpunkt der Teller. Tierische Produkte sucht man hier vergeblich – nicht als Ersatz, sondern aus Überzeugung. Stattdessen wird mit Handwerk, Zeit und Wissen Geschmack erzeugt: durch Fermentation, Räucherung, Reduktion und Trocknung. Verpackungsmüll und weite Transportwege werden bewusst vermieden – alles folgt einem geschlossenen, ressourcenschonenden Kreislauf. Küchenreste landen im eigenen Zero-Waste-Komposter und fließen als Humus zurück in den Anbau.
Pflanzliche Kerzen, Holz- und Papierprodukte für den Tisch stammen von Kerstin Reilemann (also von mir :). Am Anfang jeder Produktidee für Ada steht bei Kerstin der Zufall – sie verwendet Restmaterialien wie Holz, Papier oder Wachs aus verschiedenen Betrieben und verwandelt diese in Handarbeit in neue nachhaltige Produkte. Ihre handgemachten Stücke kombiniert sie mit "pre-loved" Fundstücken, nach denen sie immer nebenbei Ausschau hält. Neben dem Gestalten mit den Händen ist dies ihre zweite Leidenschaft. Kerstin hat einen Abschluss in der Innenarchitektur und war von 2009 bis 2016 Cofounder bei SNUG.STUDIO - ein Studio für Produktdesign. Seit 2016 arbeitet sie als Senior Visual Designerin.
Anja Schnellbeck hat uns verschiedene Sorten leckeren Hofkäse und Lapneh mitgebracht. Seit 11 Jahren stellt Anja Käse her und hat dabei vielfältige Erfahrungen in verschiedenen Hofkäsereien gesammelt. Seit eineinhalb Jahren ist sie die verantwortliche Käserin auf dem Kampfelder Hof. Der Kampfelder Hof umfasst Ackerbau, Gärtnerei, Bäckerei, einen Hofladen und - zuletzt hinzugekommen - eine Milchviehherde mit hofeigener Weiterverarbeitung der Milch. Der Hof wird seit über 30 Jahren biologisch bewirtschaftet. Die Hofprodukte werden über den Hofladen, eine Abokiste, einen Marktstand und seit einigen Jahren über eine Solidarische Landwirtschaft vertrieben.
Birga & Thomas Mazur haben uns mit leckerstem Gemüse versorgt. Die PeKK ist ein Permakultur-Landwirtschaftsbetrieb, der sich auf Market Gardening (No Dig) spezialisiert hat. Zudem betreibt die PeKK einen Obstwald mit Beerenkulturen und zieht Wiesen-Hühner, Gänse und Schafe auf. Derzeit wird ein Agroforstsystem angelegt. Die Vision der PeKK ist es, auf 2,4 Hektar mithilfe der Permakultur-Prinzipien eine Oase der Biodiversität zu schaffen. Auf weiteren 5,4 Hektar entsteht eine besondere Agroforstfläche. Ziel ist es, zu zeigen, dass Permakulturlandwirtschaft wirtschaftlich und ökologisch stabil betrieben werden kann.
Für unseren Tisch hat Lisa “second-hand” gekaufte Stoffservietten mit schwarzer Stockrose gefärbt. Aus ihrer Leidenschaft für die Herstellung veganer Aquarellfarben entwickelte sie Schritt für Schritt ihr Handwerk. Was als Hobby begann, ist heute ein fester Bestandteil ihres Lebens. In ihrem Atelier in Hannover experimentiert sie mit neuen Rezepturen und Farbkombinationen. Neben Kunstbedarf färbt sie alte und neue Kleidungsstücke mit Pflanzenfarben. Sie fasziniert die Vielfalt natürlicher Pigmente und der kulturelle Kontext. Farben haben seit jeher eine starke symbolische Bedeutung und können gesellschaftliche Zugehörigkeit, Traditionen und Werte widerspiegeln.Mit ihren Produkten möchte sie das Bewusstsein für die kulturellen Ursprünge und die nachhaltige Nutzung von Färberpflanzen schärfen und zeigen, wie reich und vielfältig die Welt der natürlichen Farben sein kann.
Wir haben uns in die tollen Fotos von Lina Sternberg mindestens genauso verliebt, wie in den Rhabarber-Ingwer-Kompott mit Mohn-Krokant, den sie uns für den Nachtisch kreiert hat. Gemeinsam mit dem Labneh von Anja so lecker. Lina kreiert Bildwelten, die Geschichten erzählen – über Lebensmittel, Handwerk und nachhaltige Marken. Als gelernte Köchin und Kommunikationsdesignerin verleiht sie Produkten eine Bildsprache, die Herkunft und Qualität sichtbar macht. Ihre Arbeit reicht von Kochbüchern bis zur Markenkommunikation. Im Fokus stehen Produkte, die mit Sorgfalt hergestellt werden – vom Ursprung bis auf den Teller.
So gutes Roggen-Dinkel-Brennesselbrot gab es von Kathrin Schubert. Sie sagt über sich , das sie nicht zur Arbeit geht. Die Backstube, der Verkauf, die Beschaffung der Rohstoffe und die Begegnungen dadurch. Der Austausch mit anderen BäckerInnen, LandwirtInnen oder Menschen, die sich mit guten Lebensmitteln auseinandersetzen. Das alles ist ihr Leben. Und was kommt dabei raus? Moderne Vollkornbrote mit Sauerteig. Außerdem süße und salzige Kleinteile auf die Hand.